Pünktlich zur Sommerreifenzeit haben wir von fünfkommasechs.de uns an einen Praxistest herangewagt.
Auf dem Prüfstand stand das sehr verlockend klingende Angebot der „Otto Fuchs Oberflächentechnik GmbH“ in Leonberg. Kenner werden sich nun wundern und fragen ob die Otto Fuchs KG vielleicht umgezogen sei, weiss doch jeder das der Firmensitz in Meinerzhagen ist – hier können wir beruhigen, es handelt sich bei der Oberflächentechnik um eine neu hinzugekaufte Sparte der Otto Fuchs KG die unter anderem das Ziel hat die Kunden in aller Welt glücklich zu machen und die alten, gebrauchten (aber nicht verbrauchten!) Felgen wieder auf Vordermann zu bringen.
Vor ziemlich genau einem Jahr haben wir bereits über die Fuchsfelge an sich berichtet – denn anders als gewöhnliche Leichtmetallfelgen werden diese nicht gegossen sondern aus einem stabilen Block Aluminium geschmiedet – man könnte fast sagen in Form gequetscht, siehe auch: Leichtmetallscheibenräder, oder besser: die Fuchsfelge
Man nehme nun also einen Satz gebrauchter Gullideckelfelgen und versende sie nach Leonberg mit der Hoffnung dass man von dort grünes Licht erhält (in Form einer Auskunft das die Felgen aufgearbeitet werden können).
Die Fotos zeigen den Urzustand meines Felgensatzes – es waren zwei gepflegtere Exemplare dabei und zwei in diesem Zustand wie hier zu sehen. Wichtig ist dass die Felgen keine extremen mechanischen Beschädigungen aufweisen – Bordsteinschäden bei denen Material abgetragen worden ist können nicht repariert werden. Kleinere Abschürfungen (wie oben zu sehen) verschwinden i.d.R. zu 99%. Größtes Problem ist, einen brauchbaren gebrauchten Satz Gullideckelfelgen zu finden die keine Dellen und Abschürfungen um die Schraubenlöcher zeigen.
Auf den beiden großen (größten) Oldtimermessen RetroClassics in Stuttgart und der TechnoClassica in Essen hatte die Otto Fuchs KG jeweils einen eigenen Stand und demonstrierte dort den Aufarbeitungsprozess den wir an dieser Stelle wiedergeben möchten.
Der Ausgangszustand – eine 30 Jahre alte Felge mit leichten Gebrauchsspuren:
In einem ersten Schritt werden die Felgen nun visuell auf Schäden und Aufarbeitungsmöglichkeit untersucht. Sollte dies keine Hinderungsgründe zeigen wird die Felge auf einem Originalprüfstand vermessen und der Kunde erhält im Anschluss an die Aufarbeitung ein Meßprotokoll der Felgen. Nun wird die Felge vom Dreck und alten Lack befreit und falls nötig partiell geschliffen:
Anschliessend beginnt der Prozess des Farbauftrags – aber anders als beim Lackierer der Wahl (der zweifelsohne sicher auch gute Ergebnisse zu liefern vermag) wird hier nach dem Industriestandard gearbeitet. Das sieht und vor allem fühlt man es – man hat den Eindruck eine wirklich stabile Beschichtung auf der Felge zu haben – eben wie neu gekauft.
Nach der Grundierung oder besser dem Füllern der Felge wird der Decklack aufgebracht und im Anschluss noch mit widerstandsfähigem Klarlack vollendet.
Brennt Ihr nun auch so darauf zu erfahren wie die Gullideckel geworden sind? Für gewöhnlich beträgt die Dauer der Aufarbeitung bis zu 6 Wochen sagt Fuchs – in meinem Fall ging es wieselflink innerhalb von gut 2,5 Wochen – ich hatte nicht damit gerechnet schon so schnell die Goldstücke… ähm Silberlinge wieder bei mir zu haben.
Kommen wir nun erst einmal zur wichtigen Foto-Lovestory, denn Fotos sagen bekanntlich oft mehr als tausend Worte. Angemerkt sei hier dass die Felge mit den grünen Streifen eine neue Original Gullideckelfelge aus dem Jahr 1990 ist:
Und? Das Ergebnis ist doch mehr als überzeugend, findet Ihr nicht? Aus einem alten fast schon verbrauchten Gullideckel wird in Nullkommanichts eine Felge wie sie vor über 20 Jahren am Wagen montiert das Werk verließ.
Fazit der Aufarbeitung:
Als Schlusswort kann man der Otto Fuchs KG und der Oberflächentechnik GmbH nur Danke sagen. Danke dafür dass sie sich der schönen und zeitlos eleganten Gullideckel mit der selben Hingabe und Fürsorge annehmen wie der zeitgenössischen Fuchsfelge des Porsche 911.
Allerdings muss man zwei ganz kleine Wermutstropfen an dieser Stelle anmerken – im Zuge des Umweltschutzes wurden Anfang der 1990er Jahre wasserlösliche Lacke statt der ehemals lösemittelhaltigen Lacke eingeführt, dieser Umstand alleine verursacht schon eine minimale Verschiebung des Farbbildes der restaurierten Gullideckel im Vergleich zur Originallackierung. Weiter wird heute nicht mehr einfach ein stumpfes Silber genommen, sondern ein richtiges Silbermetallic mit eben Metallicpartikeln im Lack. Der Unterschied ist nur im direkten Vergleich mit einer alten Gullideckelfelge feststellbar.
Originalausführung 1990:
Originalausführung heute (2011):
Wie man sieht, sieht man fast keinen Unterschied. Am Auto montiert ist dieser noch geringer. Von Fuchs habe ich die qualifizierte Aussage bekommen dass seit Jahren schon alle an Daimler Classic gelieferten Felgen mit diesem „neuen“ Lack versehen sind. Um diese Aussage zu untermauern kann man die „alten“ Nabenkappen gerne heranziehen – diese werden seit spätestens dem Jahre 2000 nur noch in der „Metallicausführung“ geliefert und diesem Lack entspricht der Lack der neuen Gullideckel zu 100%. Wer einmal einen neuen Nabendeckel in eine alte Gullideckelfelge gesteckt hat, der wird den Unterschied auch schnell sehen.
Dass die aufgearbeiteten Felgen so sehr glänzen ist gewollt und auch normal – unsere Gullideckel haben damals genauso geglänzt nur fiel/fällt das durch das Fehlen der Metallicpartikel etwas weniger auf – die Lichtbrechung ist dadurch weniger Winkelabhängig.
Mit anderen Worten, es gibt keinen wirklichen Wermutstropfen – doch einen wirklichen schon… mich als detailverliebten Zeitgenossen hätte es noch sehr gefreut wenn in den „neuen“ Gullideckeln an der Innenseite wieder der typische Fuchskopf-Stempel zu finden gewesen wäre. Aber dieser wird wohl aus gutem Grund weggelassen, sonst könnte man einen aufgearbeiteten Gullideckel gar nicht mehr von einem neuen bei Daimler Classic bezogenen unterscheiden!
In Anbetracht des aktuellen Neupreises einer (!) Gullideckelfelge ist es keine lange Überlegung sich für eine Aufarbeitung bei Fuchs zu entscheiden.. im Übrigen ist der Ersatzteilpreis für eine neue Gullideckelfelge seit Anfang 2011 unverändert (hoch):
Bei 450 EURO netto vs. 94 EURO brutto (incl. Rückversand) ist die Entscheidung gefallen.
Wer mehr über die Aufarbeitung erfahren möchte der klickt einfach auf www.fuchsfelge.de.
Wir wurden weder gesponsert noch gezwungen diesen Report hier zu posten, es ist einfach ein Hinweis zu einem – wie wir finden – sehr guten Angebot eines Original Herstellers. Mögen diese Fotos den noch Zweifelnden zur Antwortfindung dienen – wir mussten es einfach riskieren und wurden nicht enttäuscht, im Gegenteil!
Leider sind die Felgen jetzt fast schon zu schade sie einfach auf dem Wagen zu montieren… man was sind wir doch verrückt.
Unter unserem letzten Foto könnte fast Folgendes stehen: „Stuttgart, Spätsommer 1985, in einer geheimen Tiefgarage gehen wir dem Rätsel auf den Grund – die neuen Modelle der S-Klasse bekommen ähnliche Felgen wie der Sport-Mercedes…“
Fotos: ©fuenfkommasechs.de